Vor genau 10 Jahren haben wir das erste Kunstsymposium in Neukirchen ausgerichtet. Aus einem anfänglichen Experiment ist eine feste Größe im Kunstspektrum des ostbayerischen Raumes geworden. Jedes Symposium mit seinen TeilnehmerInnen war einzigartig und anregend. Fast immer gab es spontane Aktionen und waren KünstlerInnen dabei, die auf die Bevölkerung zugingen und sie mit einbezog. Und immer haben wir uns gefreut, wenn sich Neugierde und Interesse an der Kunst zögerlich breit gemacht haben.
Diesmal nun, aufgrund des weit gefassten Themas Kosmos, gab es mehr BewerberInnen als sonst und die Jury wählte eine Gruppe von KünstlerInnen aus, die bisher noch nicht am Neukirchner Kunstsymposium teilgenommen hatten. Zudem konnten wir im Ortskern, dank des Entgegenkommens von Herrn Klostermeier, den leerstehenden Lebensmittelladen neben der Kirche mieten und bekamen damit eine weitere Spielstätte. Auch zeitlich hat dieses Symposium mehr Raum eingenommen. Bereits in der 1. Augustwoche eröffneten Studierende der Kunstakademie München in Neukirchen das „Café Eisenkramer“, ein Happening, bei dem sich die Kosmen Dorf und Kunst vermischten.
In einem Art Tauschcafé gab es täglich wechselnd umsonst Kaffee, Musik, Lesungen, Workshops und Kinoabende für alle Interessierten. Gleichzeitig konnten kleine Kunstwerke gegen Lebensmittel aus dem Garten oder der Vorratskammer getauscht werden. Für ein abschließendes Festmahl wurden die Waren gemeinsam zu einem großen Bankett verarbeitet. Eingeladen waren alle Beteiligten, Geber und Nehmer.
Im September dann, der ersten Schulwoche, traten die anderen Teilnehmer*innen des Symposiums in den Fokus. Der Maler Uli Tyroller aus Falkenfels ist Hobbyastronom und baute zum Symposium sein 3 Meter hohes Teleskop auf. Leider war der Neukirchner Nachthimmel 10 Tage lang wolkenverhangen und so gestaltete Tyroller einen Raum im 1. Stockwerk des Gasthofs wie den klaren Sternenhimmel über Neukirchen.
Gaby Weißenfels, zog mit ihrem Puppentheater vorübergehend in die ehemalige Post. Mit ihrem philosophischen Erwachsenenstück: „Die Erzählung des großen Löffels“ hat sie den Meso- und Makrokosmos der Figuren durchleuchtet. Im Austausch mit den anderen Künstler*innen vollendete sie ein paar Passagen der Geschichte, die sie bei der Abschlussveranstaltung den Besucher*innen vorführen konnte.
Natürlich spielte sie für die Neukirchner Kinder ein extra Stück im Pfarrsaal.
Auf verschiedenen Wegen brachte sich der Ort im Rahmen des Begleitprogramms mit ein. Spontan sagte der Bgm. Matthias Wallner zu und überzeugte mit seinem Vortrag „Spaziergang durch das Universum“. Mit „Sonnen, Mond und Blasmusik“ verzauberte die Neukirchner Blaskapelle unter Leitung von Klaus Fischer Künstler- und BesucherInnen vor dem Gasthof.
Harald Götz erklärte Interessierten den Kosmos Natur im heimischen Obstlehrgarten.
Den Ansatz Natur konnte man auch bei manch Künstlerprojekten finden. Esther Böhm, Kanadierin mit bayerischen Wurzeln, stellte Ameisenhügel in den Fokus und gestaltete Stelen aus Eisen und Papier, die im kleinen Garten des Gasthofes wie Gewächse aussahen. Naturverbunden leitete sie auch einen LandArt Workshop im Perlbachtal.
Christoph N. Fuhrer beschäftigte sich bei seiner Arbeit mit der Blume -Cosmea-. Cosmos Caudatus bedeutet wörtlich "angebundener Kosmos" uns so schwebte diese Blume, zerlegt in Eintelteilen, gebarbeitet aus Papier mit wunderschönen Schatten raumfüllend im 1. Stockwerk des Gasthofes.
Auch die Künstlerin Elisabeth Dostert verarbeitet kleine Teile zum großen Ganzen. Sie häkelte und knüpfte Draht und Fundstücke zu einem wunderbar großen glitzernden Gebilde, das vor dem dunkel gestrichenen Wänden des Raumes sehr zur Geltung kam.
Die ehemalige, dunkel geflieste Metzgerei verwandelte sich, dank des Künstlers Paul Ludwig Ressl, zu einem filigranen Pavillon. Kleine Rosetten, von 3D Druckern geformt verbanden unzähligen hölzernen Stäbe zu einem eigenen Raum, der der äußeren kalten Fliesenwelt eine wunderbare Leichtigkeit verlieh.
Die beiden Mitglieder des Kollektivs P2, Michaela Peter und Matthias Mulzer besuchten als Kosmonauten verkleidet die Bevölkerung. Peter ging auf die Leute zu, redete und sammelte Gegenstände. Mulzer nahm den Sound der Kommunikation auf. Zusammengefasst wurde alles in einer Installation, die sich Minor Nova Ecclesia nannte.
Bei der Abschlussveranstaltung musste aufgrund des Wetters leider auf das beliebte Gartenfest verzichtet werden. Im Gastraum und Nebenzimmer eröffnete dafür das Wirtshaus „Zum fröhlichen Kosmos“ und die Gruppe DonauSwingExpress heizte die Stimmung auf.
Der „Eisenkramer“ war wieder Aktionsraum, diesmal zum Blindzeichnen und die Post eine temporäre Theaterspielstätte. Der Gasthof verwandelte sich im 1. Stockwerk zur Galerie.
Für alle, die es verpasst haben: vom 10.11. - 27.11.22 werden die Werke des Symposiums im Neuen Kunstverein Regensburg - www.neuerkunstverein.de - zu sehen sein, zu diesem Anlass wird auch die Dokumentation veröffentlicht werden.
Darauf hinweisen möchten wir noch, dass das Kunstsymposium nur deshalb so reibungslos läuft, weil es von vielen Helfern und Sponsoren unterstützt wird.
Allen voran von der Gemeinde Neukirchen, Herrn Bgm. Matthias Wallner mit seinen Leuten.
Unser herzlicher Dank gilt auch den Sponsoren:
Berufsverband Bildender Künstlerinnen und Künstler Niederbayern Oberpfalz e.V
Bezirk Niederbayern Kulturstifung
Kulturfonds Bayern Kunst
Landkreis Straubing-Bogen - Tradition und Zukunft
Raiffeisenbank Straubing eG
Max Frank
Bild und Text von Renate Haimerl-Brosch