Der Seher von Apoig hat doch gelebt!

Neue Forschungsergebnisse durch Dr. Odzuck (von Kornel Klar)

Am 31. Dez. 2001 wurde im Straubinger Tagblatt ein neues Buch unter dem Titel „Auf den Spuren des Mühlhiasl, eine Tatsachenerhebung“ vorgestellt. Der Autor, Dr. Wolfgang Odzuck, stellt darin fest, dass nicht der bisher vermeintliche Mathias Lang d.J., geb. 16.09.1753, der sog. „Mühlhiasl, der Seher“ war, sondern sein Bruder Johann, geb. am 28.04.1755. Zu dieser Annahme kommt der Autor durch die Studie seines Lebens und das Anforderungsprofil an den Mühlhiasl. Bestärkt wurde Dr. Odzuck in dieser Feststellung durch einen abgedruckten Bericht um 1920 von J.B. Raun, der den Seher nicht als Mühlhiasl, sondern Mühlhansl mehrfach nennt. Hansl sei dabei die Kurzform des Namens Johann. Diese Behauptung ist ein ganz neuer Gesichtspunkt in der Mühlhiaslforschung.

 

Was die Prophezeiungen des Sehers von Apoig betrifft, hat Dr. Odzuck keine wesentlichen Unterschiede zu den schon bekannten Aussagen anderer Autoren entdeckt. Ausführlich beschäftigt sich das neue Buch mit dem Leben der Personen, die im Zusammenhang mit den Weissagungen des Mühlhiasl bzw. Mühlhansl stehen, auf die hier kurz eingegangen wird. Odzuck hat die Kenntnisse dazu beim Studium der Kirchenbücher (Geburts-, Heirats- und Sterbeartikel) der Pfarrei Hunderdorf im Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg, im Staatsarchiv Landshut, Pflegegericht Mitterfels und in vielen anderen Quellen erforscht.

 

Mathias Lang d.Ä. war mit Anna Maria, geb. Iglberger, von Grub bei Hunderdorf verheiratet. Beide hatten die Kinder Mathias d.J. und Johann.

 

Mathias d.J. wurde am 16.09.1753 in Apoig geboren. Er war mit Barbara, geb. Lorenz (geb. 28.11.1765) aus Recksberg bei Haselbach verheiratet und hatte mit ihr 7 Kinder (bei anderen Autoren sind es 8). Unter ihnen die Söhne Wolfgang, geb. 08.09.1789 und Josef, geb. 08.01.1791. Mathias d.J. soll 1778 bzw. 1788 die Mühle von seinem Vater übernommen haben. 1801 übersiedelt er mit seiner Familie nach Straubing, wo sie eine Gärtnerei erwarben. Mathias d.J. soll 1805 in Straubing gestorben sein. Er wurde bisher als der weit bekannte Prophet Mühlhiasl betrachtet. Mathias Lang d.J. wurde eigentlich als Mathäus getauft, doch fast alle Autoren nennen ihn mit dem Namen Mathias .

 

Johann Lang, geb. am 28.04.1755, war der Bruder des Mathias d.J. und ehelichte 1789 Anna Maria Schreiner, die illegale Tochter des Webers Johann Schreiner von Rankam bei Degernbach. Ihre Mutter Walburga Schreiner hat Anna Maria, eine geb. Mayr aus Untermenach, an Johann Lang verheiratet. Nach Dr. Odzuck war Johann der im Walde bekannt gewordene Prophet Mühlhiasl. Er wird als Hirte beim Geburtseintrag der Söhne Jakob und Martin bezeichnet. Nach dem Verkauf der Apoiger Mühle soll Johann beim neuen Besitzer Joseph Lettl als Mühlknecht und dann bei seinem Vetter Georg Lang auf der Klostermühle in Dambach gewohnt haben. Nach einem Streit mit dem Bruder Mathias verschwindet er von Apoig und verdingt sich als Hirte im mittleren Bayerischen Wald. Er muss jedoch an seinen Heimatort zurück gekehrt sein, da er am 08.07.1825 in Hunderdorf beerdigt wurde. Johann konnte nicht schreiben, was aus dem Heiratsbrief seines Sohnes Jakob vom 21.01.1825 hervorgeht. Johann Lang hatte die Söhne Jakob, beb. 17.07.1790 und Martin, geb. 11.11.1791.

 

Georg Lang, Sohn des Bruders von Mathias Lang d.Ä., also der Vetter der Brüder Mathias d.J. und Johann, wurde am 24.04.1757 auf der Höllmühl bei Mitterfels geboren. Bei der Säkularisation des Klosters 1803 erwarb e die Klostermühle in Dambach. 1804 heiratete er die Rosina Staudinger und starb am 07.02.1833 auf der Klostermühle als Müller und Gütler.

 

Ob nun Mathias d.J. oder sein Bruder Johann, wie Dr. Odzuck behauptet, der berühmt gewordene Prophet des Waldes ist, ist für die Person des als Mühlhiasl bekannten Sehers sicher noch nicht eindeutig geklärt. Auf alle Fälle ist auch durch diese neuen Forschungsergebnisse bestätigt worden, dass der Mühlhiasl oder Mühlhansl gelebt hat und Angehöriger der Müllersfamilie Lang war, die seit 1689 auf der Mühle in Apoig nachgewiesen ist.

 

Besitzer der Mühle in Apoig:

 

bis       1689 Kaspar und Maria Hagnberger

ab        1689 Familie Lang

            1778/1788 Mathias Lang d.J.

            1799 Pächter Johann Probst

            1801 Joseph Lettl

            1803 Wolfgang Sperl

            1804 Johann Schießl

            1811 Versteigerung

um       1850 Brandschaden

            1908 Josef Hobmeier

            1968 Georg Schneider

            1986 Dieter Schneider