Die Chronik beginnt mit dem epochalen Einzug der Amerikaner. Auf der ersten Seite beginnt der handschriftliche Eintrag mit: April 1945!
Der unselige - seit September 1939 dauernde - 2. Weltkrieg ging seinem vorauszusehenden ruhmlosen Ende entgegen. Die Schulsäle beider Schulhäuser des Dorfes waren seit 6. März mit Flüchtlingen aus Schlesien und Wien belegt. Tag und Nacht überflogen feindliche Kampfverbände das Dorf in Richtung Straubing-Regensburg und umgekehrt. Die Häuser erzitterten durch das Einschlagen der Bomben in den Nachbarstädten. Von den das Dorf umgebenden Höhen konnten zahllose Brände beobachtet werden. Am 18. April wurde Straubing schwer bombardiert. Man sah die Brandbomben fallen. Das Dorf war in großer Aufregung. Immer näher kam der Feind. Die Tieffliegergefahr wurde, weil im Dorf und in den benachbarten Orten deutsche Wehrmacht (Nachrichtendienst!) einquartiert war, so groß, daß am 21. April die Schule geschlossen werden mußte, um nicht das Leben der Kinder zu gefährden. Am frühen Morgen um 2:15 Uhr des 25. April floh der Wehrmachtsverband (O.K.H. Inspektion 15), dessen Kommandierender, Oberst v. Geldern, im Pfarrhof untergebracht war, aus dem Dorfe in Richtung Deggendorf. Am 25. April gegen 17 Uhr traf schon eine feindliche Abordnung (2 amerikanische Offiziere) von Mitterfels-Steinburg herkommend, im Dorfe ein, nachdem bereits ein Flugzeug Zettel mit der Aufforderung zur kampflosen Übergabe des Dorfes abgeworfen hatte. Auf dem Kirchenturm und in allen Häusern wurden raschestens die weißen Fahnen (Bett- und Handtücher) gehißt und der Bürgermeister Max Wittmann übergab das Dorf dem Feinde. Dieser gab Befehl, sämtliche Waffen, Photoapparate und Ferngläser in der Gemeindekanzlei abzuliefern. Noch vor dem Einzug der Ami in Hunderdorf, am 25. April, wurde der Landwirt Herr Xaver Schlecht (aus Lintach, damals HsNr. 82) das Opfer eines Luftkampfes, dem er unter seiner Haustüre zusah. Ein M.G. Geschoß verletzte ihm die Schlagader am rechten Oberschenkel, was seinen Tod herbeiführte. Nur die nächsten Angehörigen durften der Beerdigung beiwohnen.
Am frühen Morgen des nächsten Tages weckten schwere Detonationen die Bevölkerung. In Bogen, Straubing wurden die Donaubrücken von der S. S. (Hitlers Sicherheits- Schutztruppe) bzw. vom Volkssturm gesprengt, damit dem Feinde die Annäherung erschwert würde. (Es war das ein höchst widersinniges Tun, das dem Volk noch lange nach dem Krieg von größtem Schaden für Handel und Verkehr war. Erst im Juni 1947 konnte zum ersten Mal die Bevölkerung von hier (und weiter drinnen im Walde) wieder mit der Bahn nach Straubing fahren. Bis dahin hieß es zu Fuß, mit dem Rad oder Fuhrwerk, eventuell von Bogen aus - bis dahin ging ja noch die Waldbahn - mit einem sehr primitiven und überfüllten Autobus in die Stadt zu kommen).
Gegen 8 Uhr morgens rückte die amerikanische Besatzungstruppe im Dorf ein. Eine Menge Panzer und Lastauto flutete auf der Straße von Steinburg heran. Am Nachmittag mußten die meisten Leute aus ihren Wohnungen heraus. Die amerikanischen Soldaten suchten diese nach deutschen Soldaten aus, beschlagnahmten die Häuser und hausten darin einige Tage echt „feindesgemäß". Die Bauersleute durften wohl ihr Vieh versehen, aber die Wohnräume nicht ohne Erlaubnis betreten. In den paar nicht vom Feind besetzten Häusern suchten die „Vertriebenen" Unterschlupf. Man durfte sich nur für einige Stunden (2h) des Tages auf der Straße sehen lassen. Jede Ansammlung von Leuten am Dorfplatz war verboten. An der Bekanntmachungstafel waren Aufrufe und Befehle angeschlagen. Aus den besetzten Häusern schauten zu allen Fenstern die Soldaten. Das Hornberger (Kaufmann) Haus war mit Negern besetzt, die sich mit Messerwerfen an die Türen und mit dem Zerschneiden des Linoleums belustigten. Mit besonderer Vorliebe schleppten die Soldaten Einrichtungsgegenstände, Geschirr und Eßbestecke von Haus zu Haus. Sie streiften beständig zu Fuß oder flitzten mit kleinen Autos (Jeep) im und um das Dorf herum und verlangten in den Bauernhöfen die Abgabe von Eiern und Hühnern. Sie fingen alle deutschen Wehrmachtsangehörigen ein, die von ihren Truppenteilen abgesprengt, eventuell flüchtig gegangen waren, und nun massenhaft auf großen Umwegen um das Dorf schlichen. Viele hielten sich in den umliegenden Wäldern versteckt. Es war streng verboten, sie in den Häusern aufzunehmen. Aber eingedenk eines eigenen, dem gleichen Schicksal ausgelieferten Sohnes, brachte es mancher Bauer und manche Bäuerin nicht übers Herz, solch einem Soldaten die Türe zu weisen und mancher Hof brauchte in diesen Tagen und Wochen Körbe voll Brot und Eier, um die verfolgten, hungernden deutschen Soldaten zu sättigen und unter eigener Lebensgefahr ließen sie die Bauern in ihren Scheunen nächtigen. Der (Ortsansässige) Soldat Ludwig Altmann, beheimatet in Hunderdorf, verheiratet in Irensfelden, wurde wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt von den Amerikanern aufgegriffen und, nachdem er seine alte Mutter begrüßt hatte, mit einigen anderen Kameraden in ein Lager abtransportiert. Erst nach 8-10 Wochen wurde er aus der Gefangenschaft entlassen.
Zeitzeugin Therese Pollmann geb. Gütlhuber (im Gemeindedienst vom 15.12.1943 bis 28.2.1966):
Nach der Schulzeit musste ich ab Sept. 1939 als 14Jährige das sogenannte „Landjahr" machen, absolvierte anschl. eine Lehre , zu deren Vollendung ich 1942 nach München kam und dort noch weiter beschäftigt war. Weil München infolge der schrecklichen Kriegsereignisse schon immer wieder bombardiert wurde, drängten meine Eltern -Gott sei Dank - auf eine Rückkehr. Mitte Oktober 1943 kehrte ich so nach Hunderdorf zurück. Ab 15. Dezember wurde ich als Gemeindeschreiberin angestellt. Die Gemeindekanzlei befand sich seinerzeit im Hause von Sophie Hornberger, linkerhand vom überbauten Zugang zum - alten jetzt aufgelassenen - Friedhof,
Im März 1945 kamen die -oftmals von erschütternsten Ereignissen betroffenen - Flüchtlinge mit ihren Habseligkeiten und teilweise noch mit Wägen auch nach Hunderdorf.
Der Flüchtlingsstrom bereitete viel zusätzliche Arbeit hinsichtlich der Erfassung, der Unterbringung sowie der zu verteilenden Lebensmittelkarten.
Ich war seinerzeit gerade 20 Jahre alt, als am 25. April 1945 die Amerikaner kamen. Über dem Dorfe wurden am gleichen Tag zuvor von den Amerikanern Flugblätter abgeworfen, die in deutscher Schrift die Aufforderung enthielten: Ergebt Euch! Widerstand ist zwecklos! - Wir kommen nicht als Unterdrücker, sondern als Befreier!
Ein deutscher Angehöriger des Nachrichten-Wehrmachtsverbandes, der in Hunderdorf stationiert war, sagte mir tags zuvor, dass er keine Verbindung mehr nach Cham herstellen konnte. (Cham war offensichtlich bereits von den Amerikanern eingenommen worden!). Über Nacht waren dann die Wehrmachtsangehörigen aus Hunderdorf verschwunden.
Ich weiß noch gut, wie am Tag dann Bürgermeister Max Wittmann und ich vom alten Kanzleigebäude auf den Friedhof liefen und dort auf einer Stange ein weißes Tuch (wohl eine Tischdecke aus der Kanzlei) als Zeichen der kampflosen Übergabe des Dorfes hissten. Auch am Kirchturm und an den Häusern wurden schnellsten weiße Fahnen, meist Bettlacken, angebracht. Über das weitere Geschehen herrschte Angst und Ungewissheit. Gerade auch mir als junges Mädchen/Frau war angst und bange, was nun passieren würde. Als der erste amerikanische Jeep im Dorf und der Kanzlei vorfuhr, auf dem sich wohlbehalten die mir bekannte Frau Angrüner aus Breitfeld befand, wich die Heidenangst doch etwas zurück. Die Frau sprach englisch und wurde als Dolmetscherin herangezogen. Es wurden Befehle erteilt, unter anderem, dass Waffen und Fotoapparate bei der Gemeindekanzlei einzusammeln sind. Es wurde eine doch große Ansammlung einkassiert und von den Amerikanern abtransportiert. Verfügt wurde auch eine Ausgangssperre. Es durfte sich beispielsweise niemand im Dorfe bewegen. Die Amerikaner waren aber human. Wegen der Ausgehverbots fuhren mich die Amerikaner im Jeep von der Kanzleistelle zum Mittagessen nach hause und wieder zurück! Der seinerzeitige Bürgermeister Max Wittmann und auch Gemeindesekretär Hans Sagstetter wurden später wegen Parteizugehörigkeit von den Amerikanern aus dem Dienst entfernt.
Gut gerüstet waren die US-Truppen, u.a. mit dem stählernen Giganten Kampfpanzer „Sherman" - Tag und Nacht überflogen feindliche Kampfverbände das Dorf, hier B17-Bomber, die auch bei der schweren Bombardierung Straubings im Einsatz waren (Archivbilder)
Hunderdorf wurde besetzt durch den vorauseilenden Kampfverband des 328. Regiments der 26. US-Infanterie-Division, das dann seinen Gefechtsstand in Hunderdorf einrichtete und Bogen im Visier hatte. Auch Einheiten des 104. Regiment fluteten durch den Ort (Quelle: Helmut Erwert „Feuersturm, Zigarettenwährung und Demokratie")
Am 30. April verließ die Besatzungs- bzw. Kampftruppe gegen 18 Uhr in Richtung Bogen unser Dorf wieder. Mehrmals hatten schon schwere Panzer und eine Menge Geschütze und Autos diese Straße passiert. Der Feind war gut gerüstet! Ein Widerstand hätte unserem kleinen Dorf den Garaus gemacht. Wohl waren die besetzten Häuser teilweise arg mitgenommen worden und manch harter Verlust an Wert - und Gebrauchsgegenständen (Schmuck, Radio) war zu beklagen, aber die Bevölkerung konnte dem Himmel danken, daß der Feind so gnädig verfuhr und daß das Dorf ohne Beschuß und Zerstörung erhalten blieb. Es konnte täglich das hl. Meßopfer gefeiert werden und manchen amerikanischen Soldaten konnte man das Gotteshaus betreten sehen. Wäre unsere Gegend vom Russen erobert worden hätten wir bestimmt Schlimmeres erlebt. Darum sei auch in dieser Aufzeichnung ein herzliches „Gott sei Dank" gesagt.
Hätte sich Bogen und Straubing nicht dem Feinde kampflos ergeben, wäre Hunderdorf trotzdem schlimm weggekommen, da es im Schußfeld der Artillerie gestanden wäre. In Apiog waren bereits die schweren Geschützen gegen Bogen in Stellung gebracht worden. Einige Abschüsse (5) haben auch die Gartenmauer des Pfarrhofes auf dem Bogenberg beschädigt.
Nach dem Abzug der „Ami" wurde im Dorfe und in dessen Umgebung wieder die gewohnte Arbeit aufgenommnen. Es sausten zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit die Autos der amerikanischen Polizei durch Hunderdorf, hielten auch häufig vor der Gemeindekanzlei, um dort Befehle zu geben, eventuelle Auskünfte über verschiedene Einwohner zu ermitteln - es wurde fieberhaft nach Mitgliedern der vormaligen N.S.D.A.P. (National-Sozialistischen-Deutschen-Arbeiter-Partei) gefahndet, besonders nach ehemaligen Funktionären derselben, welche sich zu verantworten hatten und größtenteils in Gefängnissen und Lager geschafft wurden, da man sie als „Verbrecher" ansah - aber „Einquartierung" gab es vorläufig keine. Aber am 10. Mai (Christi Himmelfahrt) rollte gegen 15 Uhr eine Autokolonne von Bogen her und stoppte im Dorf. Eine Kampftruppe sollte Rast hier halten und begann sogleich, sich in den beiden Schulhäusern, als in den einzigen öffentlichen Gebäuden des Ortes, auf „Monate", wie der Kommandierende sagte, einzurichten. Die Lehrerschaft mußte augenblicklich die Wohnung (Dienstwohnung) verlassen. Im unteren Schulhause hatten seit dem 30. April die im Dorfe und in der Umgebung arbeitenden Polen ein Lager aufgeschlagen und mit Musik und Tanz viel Lärm gemacht. Sie und die im oberen Schulhaus in den Schulsälen wohnenden Wiener-Flüchtlinge wurden von den Amis in ein benachbartes Flüchtlingslager geschafft. Nunmehr wurden die Räume des unteren Schulhauses als militärische Krankenstation, die des oberen Schulhauses als Schlafsäle für die gesunden Soldaten eingerichtet. Vor dem oberen Schulhause wurde ein großes Zelt für Waffen und Munition aufgeschlagen. Aber schon nach 8 Tagen wurde die Truppe plötzlich abgerufen. Die Schulhäuser galten noch für einige Zeit als „beschlagnahmt". Aber es folgte kein weiteres Militär mehr nach und so wurden die Schulhäuser wieder von der Lehrerschaft bezogen - die Lehrsäle aber dienten weiterhin Flüchtlingen und den Polen als Quartier. Da es letztere gar zu bunt trieben - sie waren jetzt im oberen Schulhaus - wurden sie nach 10 Tagen in ein größeres Ausländerlager abgeschoben.
Das obere Schulhaus, jetzt Arztpraxis, diente 1945 als Quartier für die Amerikaner
Am 26. Sept. 1945 begann nach 4 monatelangen Ferien für die Kinder der Unterklasse - für die oberen Jährgange im Oktober und November - der Unterricht. Es war höchste Zeit, sollten die Kinder nicht ganz verwildern. Durch ihr Herumlungern und Herumbetteln bei den Amis waren sehr viele Kinder ganz disziplin- und charakterlos geworden. Die Klassen wurden mit Flüchtlingslehrern aus dem Sudetenland (Brünn-Mähren C.S.R.) und Schlesien (Peiskersdorf-Kr. Reichenbach) besetzt. Es war ein schweres Zusammengewöhnen von Lehrern und Kindern.
Am 7. November 1945 starb im Straubinger Krankenhaus die allseits beliebte und geachtete Lehrerin Frl. Anni v. Hueb, welche 19 Jahre hier gewirkt und die letzten 17 Jahre im Hause der Familie Blasini Johann in Hunderdorf wohnte. Fast die ganze Zeit ihrer hiesigen Tätigkeit hatte sie Abteil. Unterricht im 3. 4 und mehrmals auch im 5. Sch. (= wohl Schuljahr) mit immer über 90 und 100 Kindern zu geben, wodurch ihre schwächliche Gesundheit arg geschädigt wurde. Seit 1941 ständig leidend (Gallenblase - Herz) mußte sie mehrmals längeren Urlaub nehmen - und sich im März einer Gallenblasenoperation unterziehen. Sie wäre vielleicht wieder gesund geworden, wenn sie sich in Ruhe hätte erholen dürfen. Aber infolge der vielen Aufregungen wegen der ständigen Alarme und Bombardements in Straubing, die einen oft stundenlang Aufenthalt im Luftschutzkeller des Krankenhauses erforderten, kam es zu einem Rückfall. Wohl zufolge ihrer Entkräftung, bedingt durch gänzliche Nahrungsverweigerung, entwickelte sich Tbc und so wurde Frl. v. Hueb letzten Endes im Nov. 1945 ein Opfer des Krieges. Möchten ihr ihre ehemaligen Schülerinnen (und Schüler) stets ein dankbares Erinnern bewahren! Sie hat Kraft und Gesundheit in ihrem schweren Beruf hingeopfert.
Noch vor Ablauf des Jahres 1945 mußte der bisherige Bürgermeister Max Wittmann auf Befehl der Militärregierung sein Amt niederlegen, weil er Parteimitglied war. An seiner Stelle versah zunächst vertretungsweise Herr Johann Hornberger, Bauer in Hunderdorf, dieses Amt. Am 27. Januar 1946 wurde er durch eine, von der Militärregierung befohlene Wahl als rechtmäßiger (demokratisch gewählter) Bürgermeister bestätigt.
Es hatten sich bis dahin bereits wieder verschiedene bürgerliche Parteien gebildet, welche von der Militärregierung genehmigt, Wahlvorschläge einreichen konnten. In Hunderdorf gab es damals nur die Christl. Soz. Union (CSU), welche mit 293 gültigen Stimmen Herrn Hornberger als Bürgermeister verlangte. Gleichzeitig wurde ein 10 Mann starker Gemeinderat gewählt.
Am 23. Dezember 1945 wurde Herr Bäckermeister X. Kalm beerdigt. Er war am 1. 4. 45 in Mackenzell/Hessen im 33. Lebensjahr gefallen. Die Witwe (geb. Frankenberger) hatte den Leichnam unter großen Schwierigkeiten hier herbringen lassen. Nicht möglich aber war dies den vielen Frauen und Eltern, welche ebenfalls die Hiobsbotschaft vom Heldentod ihrer Männer und Söhne erreichte. Mögen sie auch in fremder Erde ruhen, sie wurden und werden von ihren Lieben nie vergessen. Für sie wurden feierliche Gottesdienste in der Heimat abgehalten. Der 1.als gefallen Gemeldete (der Pfarrei) war Max Holmer von Steinburg, für den am 17. 6. 1940 ein hl. Amt gehalten wurde. Dem folgten bis zum Tage dieser Aufschreibung (: 25. Okt. 49) nicht weniger als 80, von denen besonders genannt seien: Josef Hagn, gefallen am 20. Mai 41. (Sein Vater fiel in der Nacht vom 10./11: Aug. 43 einem Fliegerangriff in Nürnberg, wo H. Hagn als Metallarbeiter arbeitete, zum Opfer. Er wurde hierher überführt.) Josef Buhl, gef. am 20. 6. 41 - Josef Wölfl, gef. am 24. 7. 41 (seine 2 Brüder wurden ebenfalls später noch als gefallen gemeldet. Pollmann Alfons, gef. am 11. Okt. 41 - Hobmeier Josef, gef. am 26. 9. 42 - Schaubeck Alois, gef. am 23. 2. 43 (auch sein Vater verunglückte tödlich bei einem Fliegerangriff der Messerschmidwerke bei Regensburg am 17. Aug. 43. Sein jüngster Sohn Josef, der bei einem Aufräumungskommando eingesetzt wurde, half den Vater aus den Trümmern bergen. An den Stiefeln erkannte er ihn. Josef mußte 1944 bei Warschau auch noch sein Leben lassen.) Auch Herr Anton Steckler, Messerschmied von hier kam nicht wieder - und so viele andere.
Gebetsandenken von Ludwig Kern, aus Lintach HsNr. 80, gefallen in Rußland; Die Soldaten, in der Blütezeit ihres Lebens sind sie im Krieg. - Der 2. Weltkrieg fordert rund 55 bis 62 Millionen Tote, davon rund 5,5 Millionen Deutsche. Aus der Gemeinde Hunderdorf sind 80 Soldaten gefallen oder vermisst
Jedoch kehrte mancher der Dorfsöhne in diesem und in den folgenden Jahren zur Freude seiner Angehörigen aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Zumeist waren es die jüngeren Jahrgänge, die erst noch kurz vor Kriegsende zur Wehrmacht einberufen worden waren: Hornberger Willi, Härtenberger Karl, Hornberger Paul, auch Herr Kooperator Klankermeier, welcher auf dem Transport im Sommer 1945 geflohen war und wohlbehalten die Heimat erreichte. Die meisten, namentlich spätere Heimkehrer, kamen elend und krank zurück. Der Russe entließ sie ja nur, wenn sie nicht mehr arbeitsfähig waren. Erst nach monatelanger Erholung konnten sie ihre Arbeit wieder aufnehmen. Viele Frauen und Mütter aber warten heute noch sehnsüchtig auf das Kommen ihrer Männer und Söhne, da sie trotz alles Schreibens und Suchen lassens noch keine oder nur ungenaue Auskunft über das Verbleiben derselben erhalten konnten.
Am 24. Dez. 1945 wurde die 18. jährige Bauerstochter Rosa Steinbauer von Hofdorf beerdigt, die ein tragischer Tod aus dem Leben riß. Das Mädchen war mit ihren Angehörigen mit Düngerzerstreuen auf der Wiese beschäftigt, als sie ein leichfertig abgegebener Schuß eines Amerikaners, der mit einigen Kameraden auf der Jagd war, tödlich verletzte. Was nützte es noch, daß gegen den unvorsichtigen Schützen ein Disziplinarverfahren eingeleitet wurde. Das so jäh aus dem Kreis ihrer Lieben gerissene Mädchen konnte dadurch nicht mehr den Ihrigen zurückgegeben werden.
1946
Inzwischen entfaltete die Militärregierung in Bogen eine eifrige Tätigkeit, alle Parteimitgliedermeldungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen und es gelang ihr auch glücklich so manche freiwillige und unfreiwillige Falschangabe in den endloslangen Fragebogen aufzuspüren. Verhöre, Verhandlungen und Freiheitsentziehungen auf 3 - 6 Monate folgten solchen „Entdeckungen". So wurden eines Tages im August 1946 der Feuerwehrkommandant Herr Xaver Baier von Hofdorf und Gastwirt Edbauer von Hunderdorf verhandelt und nach Mitterfels gebracht, weil sie zu einem früheren Zeitpunkt schon Parteimitglied waren, als sie im guten Glauben angegeben hatten. Ein ähnliches Los traf im Nov. 46 Herrn Kaufmann Josef Hornberger und Johann Sagstetter. Was das für die betroffenen Familien an Kummer und Sorge mit sich brachte, ist nicht zu sagen. Und dazu mußten dieselben noch obendrein ein schönes Sümmchen zahlen. Im Sept. 46 wurde die Aburteilung aller Parteimitglieder von der Militärregierung deutschen Stellen übergeben. Es wurden sogenannte Spruchkammern gebildet (für den Kreis Bogen in Bogen). Die Bevölkerung wurde aufgefordert alles dort zu melden, was Pg (= Parteigenossen) „verbrochen" hatten. Ein schlimmes Denunziantenunwesen wurde dadurch ins Leben gerufen. Nun glaubte so mancher, sich an seinem lieben Nachbarn rächen zu müssen und sich selbst zu Ansehen und Geltung bringen zu sollen. Im Spruchkammerverfahren wurden die „Nazisünder" mündlich oder schriftlich in die Klasse der Mitläufer, Minderbelasteten, Hauptschuldigen und Aktivisten eingestuft. Glücklich, wer eine Karte „nicht betroffen" erhielt. Alle „Betroffenen" waren ihrer Ämter enthoben und etwa vorhandenes Vermögen wurde ihnen gesperrt. Es begann für viele Leute, auch in Hunderdorf, oft ganz unverschuldet ein Leben der Sorge und des Darbens. Dazu wurden auf Anordnung der Militärregierung die Betroffenen von den Wohnungskommissionen zu Gunsten der Flüchtlinge, Nichtbetroffenen und Naziverfolgten gar sehr in ihren Wohnungen beschränkt - für Viele wirklich eine schwere Zeit.
Mehrmals wurde das Dorf in Aufregung gebracht, weil ein ehemaliger Angehöriger der S.S. der Militärregierung verraten und dann plötzlich von der SiASi (amerikanische Polizei) geholt wurde. So passierte das dem Herrn Franz Eichinger und einem Bruder der Frau Baier, welche aber schon an Pfingsten wieder zu ihrer Familie zurückkehren durften. Schlimmer endete solch eine Hetzjagd auf einen bei seiner Schwester, Frau Riedle, hier weilenden Herrn, der, weil er vor der ihn holenden Polizei flüchtete, auf dem Wege zwischen Steckler und Gastwirtschaft Baier von einem Amerikaner angeschossen wurde und schwer verwundet ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte, wo er am nächsten Tag starb. So wurde auch ein junger S.S. Mann (aus dem Rheinland) der sich im Hause eines Landwirts in Großlintach (Gemeinde Oberalteich) bei seinem Mädel verborgen gehalten hatte, von einem Lintacher verraten. Dem Gemeindeschreiber von hier, Herrn Sagstetter, setzte damals (15.5.1945) ein Ami die Pistole auf die Brust, daß er aussage, wo dieser S.S. Mann sei. (15 Mann waren in einem Panzerspähwagen vor der Kanzlei erschienen!) Da H. Sagstetter aber nichts davon wusste und sich nicht mit dem Ami verständigen konnte, wurde Herr Baron von Pawel-Rammingen herbeigeholt. Dieser, ein seit März 1945 hier wohnender Österreicher - Flüchtling, der die englische Sprache gut beherrscht und in dieser Zeit gar oft für Hunderdorf bei den Amerikanern den Vermittler machte, konnte die Sachlage klären und mußte dann mit H. Sagstetter der Polizei den Weg nach Großlintach weisen. Der junge S.S. Mann wurde vor dem Hause jenes Landwirtes erschossen und daselbst verscharrt. Erst 1947 überführte man seine Leiche in den Friedhof in Oberalteich. Eine arme Mutter wird heute noch um ihn weinen. So endete manch junger Mensch, der von den Untaten der S.S. gar nichts wußte, den man am Ende des Krieges einfach zu dieser Waffengattung zwang. O, ihr armen Jungen und ihr blutenden Mütterherzen!
In einem friedlicheren Bilde zeigte sich Hunderdorf endlich im September 1946. Seine schöne, geräumige Pfarrkirche - erbaut 1936 - ist seit ihrem Bestehen Firmungskirche. Am 7. Sept. wurde die hl. Firmung vom Diözesenbischof Dr. Michael Buchberger an ungefähr 300 Firmlingen aus den Pfarreien Hunderdorf, Windberg und Neukirchen gespendet. Der immer leidende Bischof traf tags vorher mit dem Auto hier ein, begrüßt durch (leider nur einstimmiges) Glockengeläute. Nach einigen Deklamationen von Seiten weißgekleideter Schulmädchen und der Begrüßung durch H. Pfarrer Kiermaier richtete der Hochw. Herr Bischof einige Worte an die zahlreich in der Kirche versammelte Bevölkerung und spendete ihr nach dem gemeinsam verrichteten Abendgebet den bischöflichen Segen. Darauf nahm er im festlich geschmückten Pfarrhof Wohnung. Am Firmungstag gegen 16 Uhr verließ das Auto des H.H. Bischofs wieder unser Dorf.
In der verdienstarmen Zeit der Nachkriegsjahre wurde von vielen Flüchtlingen und Einheimischen die Eröffnung eines Fabrikbetriebes im großen Saal des Gastwirtes Sandbiller in Apoig freudig begrüßt. Herr Werner Greiert, Holzwarenfabrikant, verlegte im September 1946 seinen bisherigen Hauptbetrieb vom Bischofsreuth nach Hunderdorf. Zunächst wurden Bilder gemalt und Uller (Anhängsel) und ein Kinderspielzeug, das bayer. Dorf, in großen Mengen hergestellt, von Frauen und Mädchen bunt bemalt. Die Erzeugnisse konnten gut abgesetzt werden. Hier und in Bischofsreuth waren rund 350 - 400 Angestellte und Arbeiter beschäftigt, denen großartige Gemeinschaftsabende, Weihnachts- und Geburtstagsfeiern veranstaltet wurden. Herr Greiert trug sicher sogar mit dem Gedanken in Lintach eine große Siedlung mit Kirche, Krankenhaus zu bauen und den Betrieb dorthin zu verlegen. Zu diesem Zweck sollte aber die Gemeinde Hunderdorf mit einem größeren Kapital beisteuern und eine Straße nach Lintach bauen wozu sie sich aber nicht bereit erklärte. Man merkte eben sehr bald, daß Herr Geiert nicht imstande sein wird, seine Pläne zu verwirklichen. Es wurden wohl mehrere Barackenwerkstätten neben dem Gasthaus Sandbiller gebaut und darin die Herstellung kleiner Holzgeräte für Küchen und Hausbedarf begonnnen und dadurch noch eine Menge Arbeiter aus der näheren Umgebung herbeigelockt. Aber die wohlgemeinten Ratschläge seiner Angestellten, sich vollständig auf die Herstellung gangbarerer Gegenstände, insbesondere auf Möbelfabrikation umzustellen, lehnte Herr Geiert ab und so brachte die alsbald eintretende Währungsreform den Niedergang des Betriebes. Mehr und mehr Angestellten und Arbeitern mußte gekündigt werden, da selbst die bei der Gewerbebank Straubing aufgenommenen Gelder nicht mehr hinreichten, die Betriebsunkosten zu bestreiten. Der Betrieb ist der Bank total verschuldet.
Chronikbeitrag: Bearbeitet und ergänzt (Kursivschrift, Bilder) von Xaver Kern